Das Gesundheitssystem in der Krise
Trotz des hohen weltweiten Ansehens befindet sich das deutsche Gesundheitssystem in einer noch nie da gewesenen Krise.
Schon vor dem Beginn der Pandemie war die Arbeit im Gesundheitswesen geprägt von einer hohen Arbeitsbelastung, durch Schichtdienst, Überstunden, Zeitdruck, Personalmangel, starren Hierarchien sowie mangelnder Weiterbildung.
Durch das Virus hat sich diese Situation weiter verschärft und offenbart die schon lange vorhandenen Schwächen.
Ausgebranntes und kaum wertgeschätztes Personal
Ein hohes Maß an Resilienz (psychische Widerstandskraft) ist Grundvoraussetzung, um Krisen stemmen zu können. Resilienz muss – wie das Winterfell bei einem Tier- frühzeitig aufgebaut werden, um in der notwendigen Zeit davon profitieren zu können.
Leider wurde anstelle eines Resilienz-Aufbaus in den letzten Jahren eher eine Abnutzung gefördert, bevor die Pandemie nun die fast nicht mehr vorhandenen Belastungsgrenzen bei Arbeitnehmern im Gesundheitssystem sichtbar macht.
MitarbeiterInnen sind schlecht aufgeklärt, vorbereitet und werden mit ihren Ängsten allein gelassen. Sie fühlen sich ausgenutzt, ausgebrannt und kaum wertgeschätzt. Kommunikation im Team, Fehleranalysen oder gemeinsame Reflektionen der letzten Monate sind Mangelware. Eine kurze Zeit wurde der Begriff „systemrelevante Berufe“ zum neuen Aushängeschild, von Balkonen ertönte Beifall. Eine Änderung der Arbeitsbedingungen gab es in der Tat – jedoch nicht hin zum Positiven.
Der Stress steigt, die Motivation sinkt
Massen von Corona-Abstrichen, die nun regelmäßig bei PatientInnen und dem Personal abgenommen werden müssen sowie die zusätzlich anfallende Bürokratie strapazieren die – bereits am Rande der Belastung stehenden – Teams mit Mehrarbeit. Regelmäßige Umstrukturierungen für Isolationen von PatientInnen oder gar der Auf- und Abbau von temporären Corona-Stationen gehören schon längst zum Alltag. Ein höherer Ausfall von MitarbeiterInnen muss zusätzlich kompensiert werden – doch durch wen? Die Massen an geleisteten Überstunden können meistens aufgrund von Personalmangel kaum abgearbeitet werden. An Auszahlung ist gar nicht erst zu denken, denn den Kliniken fehlt es an Profitabilität.
Das Personal hat zu Recht das Gefühl, dass die Dysfunktionalität des Systems auf den Rücken derer, die an vorderster Front arbeiten, ausgetragen wird.
Der Stress und auch die Angst vor der eigenen Ansteckung steigen, die Motivation sinkt – das Resultat sind mehr Burn-out Diagnosen, Depressionen, ein höherer Krankheitsstand und eine steigende Anzahl desillusionierter Berufswechsler.
Das Dilemma von helfenden Berufen
Das Personal in Krankenhäusern möchten PatientInnen helfen, wieder gesund zu werden. Allerdings befindet es sich in einem System, welches sie selbst krank macht. Es fehlen die Zeit und Kapazität für ausgiebige therapeutische Gespräche und ein empathisches Miteinander. Oft wünschen sich MitarbeiterInnen nur ein bisschen mehr Wertschätzung seitens der Vorgesetzten, KollegInnen oder auch PatientInnen.
Belastende Zustände in einem Arbeitsbereich, für den sich Menschen initial entscheiden, weil sie anderen Menschen helfen wollen. Anstelle von Mitgefühl für die PatientInnen entwickelt das Personal in Krankenhäusern teilweise Mitleid für sich selbst und gerät in empathische Stresssituationen. Unfähig, den eigenen Erwartungen und denen der PatientInnen gerecht werden zu können, geraten sie in einen emotionalen Teufelskreis und werden mit den Jahren immer enttäuschter und unzufriedener. Zusätzlich gipfelt die Unzufriedenheit in einer starken Belastungssituation für das Privatleben.
„Mindful Doctor“ will Krankenhäuser wieder zu echten Heilorten transformieren
Das Team von „Mindful Doctor“ besteht selbst aus praktizierenden ÄrztInnen und hat eine fast schon revolutionäre Vision: gemeinsam wollen sie ÄrztInnen und Kliniken dabei helfen, die bestehende Arbeitskultur des Berufsstandes zu hinterfragen, um sie zu Gunsten eines „gesünderen Arztes“ neu zu denken und zu gestalten.
ÄrztInnen dabei zu helfen, Mut zur Veränderung zu entwickeln, ist dabei die erste Hürde.
Denn Chef- und OberärztInnen haben einen großen Einfluss darauf, wie die Team- und Arbeitskultur in ihrer Klinik geprägt wird. Diese Basis ist entscheidend für Behandlungskonzepte und Zufriedenheit von PatientInnen sowie aller MitarbeiterInnen der Abteilungen.
Eine Plattform für visionäre ÄrztInnen mit Wunsch nach Veränderung
In der jährlichen Konferenz in Berlin für ÄrztInnen wird mit ExpertInnen an Strategien für mehr Achtsamkeit, besserer Kommunikation und Stressreduktion gearbeitet.
Krankenhäuser sollen wieder zu echten Heilorten gemacht werden, dazu sind resilientere Ärzte eine Grundvoraussetzung.
Durch das Erlernen von Kommunikationstechniken und mehr Achtsamkeit soll die Teamarbeit und Empathie von ÄrztInnen in Kliniken verbessert werden.
Die Mindful Doctor Konferenz soll visionären ÄrztInnen mit Wunsch nach Veränderung einen Raum zum Austausch und für neue Erfahrungen bieten. Von hoher Bedeutung ist auch die in „Think-tanks“ gemeinsame Konzeptentwicklung für eine durch Vertrauen und Wertschätzung geprägte Unternehmenskultur. Hierzu kommen spannende Persönlichkeiten und Führungskräfte aus Medizin, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, die mit Menschlichkeit und innovativen Konzepten in ihrer Branche in Führung gegangen sind.
Die Mindful Doctor Konferenz findet dieses Jahr zum zweiten Mal in Berlin – im Kultur Büro Elisabeth in der Invalidenstraße – statt. Vom 04. bis 06. September wird unter Corona-konformen Bedingungen mit ausreichend Sicherheitsabstand und Hygienekonzepten getagt und ausgetauscht.
Durch gebündelte Kraft motivierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soll in den Kliniken eine Veränderung von „Innen“ heraus erzielt werden.
Die MD Konferenz wurde von der Ärztekammer Berlin mit 12 Punkten anerkannt.
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