Das Pflegekompetenzgesetz: So bereiten Sie Ihr Team optimal vor
Die Erweiterung der Befugnisse für Pflegefachpersonen ist ein zentrales Anliegen des Pflegekompetenzgesetzes. Pflegefachpersonen sollen künftig – je nach Qualifikation – mehr eigenständige Entscheidungen treffen können, beispielsweise in der Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus, Wundheilungsstörungen oder Demenz. Auch die eigenständige Vergabe von Pflegegraden für die Langzeitpflege gehört zu den neuen Kompetenzen. Diese Veränderungen sollen die Pflegequalität verbessern und die Attraktivität des Pflegeberufs steigern, indem die Verantwortung der Pflegefachpersonen gestärkt wird.
Für Führungskräfte in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern bedeutet dies, dass Fortbildungen neu gedacht und geplant werden müssen. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Änderungen das Pflegekompetenzgesetz mit sich bringt und wie Sie die Fortbildung Ihres Personals optimal gestalten können.
Fortbildung für neue heilkundliche Aufgaben
Pflegefachpersonen erhalten durch das Pflegekompetenzgesetz mehr Kompetenzen in der Heilkunde. Dadurch ergibt sich ein erhöhter Fortbildungsbedarf in folgenden Bereichen:
Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus
Um Insulindosen selbstständig anpassen zu können, müssen Pflegefachpersonen die verschiedenen Typen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Diabetes mellitus kennen. Sie sollten Blutzuckerwerte im Zusammenhang mit Mahlzeiten und körperlicher Aktivität interpretieren und Menschen mit Diabetes fachgerecht aufklären und schulen können. Praxisnahe Schulungen und Simulationen, die reale Situationen abbilden, können die Umsetzung dieses Wissens in der Patientenversorgung erleichtern. Hierbei ist es auch wichtig, den Pflegekräften Sicherheit im Umgang mit neuen Technologien wie kontinuierlichen Glukosemesssystemen (CGMs) zu vermitteln.
Eigenständige Wundversorgung
Pflegefachpersonen sollen zukünftig Wunden beurteilen und selbstständig behandeln können. Dazu gehört, verschiedene Wundarten, Ursachen und Heilungsverläufe zu kennen sowie geeignete Wundbehandlungsmethoden auszuwählen. Das Erkennen von Infektionen und die richtige Handhabung steriler Materialien sind ebenfalls essenzielle Kompetenzen. Fortbildungen, die durch Fallstudien und praktische Workshops ergänzt werden, sind hier besonders effektiv. Zusätzlich kann die Einführung von E-Learning-Modulen mit interaktiven Elementen Pflegekräfte dabei unterstützen, ihr Wissen über neue Verbandmaterialien oder moderne Wundtherapien kontinuierlich zu erweitern.
Betreuung von Menschen mit Demenz
Die erweiterten Kompetenzen umfassen hier unter anderem spezielle Kommunikationstechniken wie Validation, Biografiearbeit und nonverbale Kommunikation. Auch die sichere Verabreichung und Überwachung von Medikamenten sowie das Verständnis rechtlicher Rahmenbedingungen spielen eine wichtige Rolle. Regelmäßige Fortbildungen helfen Pflegefachpersonen, die speziellen Anforderungen in der Betreuung von Menschen mit Demenz zu bewältigen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Zudem ist es sinnvoll, Schulungsinhalte zur Einbindung von Angehörigen in die Betreuung mitaufzunehmen, da diese einen entscheidenden Einfluss auf die Pflegequalität haben.
Verabreichung und Anpassung von Medikamenten
Pflegefachpersonen müssen noch genauer als bisher die Wirkungsweise, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Medikamenten kennen. Zusätzlich sollen sie Dosierungen individuell anpassen und auf klinische Parameter reagieren können. Digitale Lernmodule mit interaktiven Szenarien bieten hier eine praxisorientierte Möglichkeit, Wissen zu vertiefen und Handlungssicherheit zu gewinnen. Die Integration von Fallbeispielen, in denen unerwartete Komplikationen auftreten, kann Pflegekräfte auf den Ernstfall vorbereiten. Außerdem ist die sichere Verabreichung über verschiedene Wege (oral, intravenös, intramuskulär und subkutan) eine wesentliche Voraussetzung, die gezielt geschult werden sollte.
Fortbildung für neue leistungsrechtliche Aufgaben
Das Pflegekompetenzgesetz erweitert auch die Befugnisse im Leistungsrecht. Dazu gehören:
- Eigenständige Erhebung und Vergabe von Pflegegraden: Pflegefachpersonen müssen die gesetzliche Definition des Pflegebedürftigkeitsbegriffs und standardisierte Assessment-Instrumente wie das Neue Begutachtungsassessment (NBA) sicher anwenden können. Fallbasierte Schulungen und praktische Übungen erleichtern die Anwendung dieser Instrumente im Alltag. Zudem sollte in den Fortbildungen vermittelt werden, wie Pflegekräfte transparent mit Pflegebedürftigen und deren Angehörigen kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden.
- Erstellung von Pflege- und Betreuungsplänen: Dies umfasst die systematische Erfassung individueller Bedürfnisse, die Dokumentation pflegerischer Maßnahmen und die Kommunikation mit anderen Gesundheitsdienstleistern. Pflegefachpersonen sollten lernen, Pflegepläne klar und rechtssicher zu formulieren. Es empfiehlt sich, Schulungen mit virtuellen und praktischen Übungen zu kombinieren, bei denen Pflegepläne anhand von Fallbeispielen erstellt und analysiert werden.
Die Fortbildung für erweiterte Kompetenzen in der Pflege organisieren
Erfassen Sie den Fortbildungsbedarf
Führen Sie eine strukturierte Bedarfsanalyse durch, um die bestehenden Kompetenzen Ihres Teams zu bewerten und Wissenslücken zu identifizieren. Dabei sollten Sie sowohl die individuellen Wünsche der Pflegefachpersonen als auch die Anforderungen Ihrer Einrichtung berücksichtigen. Feedbackgespräche, Umfragen und Workshops sind wertvolle Instrumente, um Bedarfe zu ermitteln. Zusätzlich kann der Austausch mit anderen Einrichtungen hilfreiche Einblicke in Best Practices liefern.
Identifizieren Sie passende Fortbildungsformate
Ein Mix aus verschiedenen Fortbildungsformaten bietet Flexibilität und Vielfalt. Nutzen Sie:
- Präsenzschulungen: Besonders geeignet für praktische Übungen und den direkten Austausch zwischen Teilnehmenden und Dozierenden.
- Online-Seminare: Geeignet für theoretische Inhalte und persönliche Interaktionen wie Live-Diskussionen oder Gruppenarbeiten.
- Blended Learning: Die Kombination von Präsenz- und Online-Lernen vereint die Vorteile beider Ansätze und bietet Flexibilität bei gleichzeitiger Praxisnähe.
- E-Learning: Perfekt für Schichtbetriebe, da die Inhalte jederzeit abrufbar sind und individuell angepasst werden können. Ergänzend können Lernfortschritte mithilfe von Tests und Zertifikaten dokumentiert werden.
Integrieren Sie neue Inhalte in Ihren Fortbildungsplan
Planen Sie Fortbildungen vorausschauend und erstellen Sie einen Zeitplan, der sowohl gesetzliche Anforderungen als auch individuelle Bedürfnisse berücksichtigt. Digitale Tools wie Lernmanagementsysteme (LMS) erleichtern die Verwaltung von Schulungen, die Dokumentation des Lernfortschritts und die Anpassung der Inhalte an die Bedürfnisse Ihrer Pflegefachpersonen. Regelmäßige Überprüfungen der Effektivität von Fortbildungsprogrammen können ebenfalls integriert werden.
Regelmäßige Überprüfung und Feedback
Fortbildungsinhalte sollten kontinuierlich aktualisiert werden, um gesetzlichen Vorgaben und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen gerecht zu werden. Nutzen Sie das Feedback Ihres Teams, um die Qualität und Relevanz der Schulungen sicherzustellen. Dies fördert die Akzeptanz und verbessert die Ergebnisse der Fortbildungen. Zusätzlich können externe Evaluationen helfen, neue Perspektiven auf bestehende Programme zu gewinnen.
Praxisnahe Unterstützung durch Relias
Die E-Learning-Kurse von Relias sind speziell auf die Bedürfnisse von Pflegefachpersonen zugeschnitten. Mit interaktiven Inhalten und typischen Fallbeispielen decken sie viele der für das Pflegekompetenzgesetz relevanten Themen ab. Die Kurse sind flexibel, praxisorientiert und bieten gleichzeitig Werkzeuge zur Erfolgskontrolle, um den Lernfortschritt effektiv zu dokumentieren. Die Inhalte werden regelmäßig aktualisiert, um den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen.
Fazit
Eine strukturierte und vorausschauende Fortbildungsplanung ist der Schlüssel, um die Veränderungen des Pflegekompetenzgesetzes erfolgreich in den Arbeitsalltag zu integrieren. Nutzen Sie moderne Lernformate, digitale Tools und praxisorientierte Ansätze, um Ihr Team auf die erweiterten Aufgaben vorzubereiten.
Hinweis
Der Entwurf für das Pflegekompetenzgesetz wurde am 18. Dezember 2024 im Bundeskabinett beschlossen und muss noch im Bundestag beraten und verabschiedet werden.
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Quellennachweise
Bundesregierung: Mehr Kompetenzen für Pflegekräfte [online, zuletzt abgerufen am 27.01.2025]
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG): Mehr Kompetenzen in der Pflege: DDG, BVND und VDBD sehen viele gute Ansätze im Gesetzentwurf [online, zuletzt abgerufen am 27.01.2025]
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK): Stellungnahme: Referentenentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit zu einem Gesetz zur Stärkung der Pflegekompetenz (Pflegekompetenzgesetz – PKG) [online, zuletzt abgerufen am 27.01.2025]
Gesetz zur Stärkung der Pflegekompetenz – Pflegekompetenzgesetz (PKG): Gesetzentwurf der Bundesregierung [online, zuletzt abgerufen am 27.01.2025]
Schwanenflügel, Matthias: Pflege neu gedacht: Ein Blick auf das aktuelle Pflegekompetenzgesetz [online, zuletzt abgerufen am 27.01.2025]