Berlin im Februar 2025.
Die Pflegebranche steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Steigende Anforderungen durch chronische Mehrfacherkrankungen, neue Therapieansätze und der rasante technologische Fortschritt erfordern, dass sich auch die Fortbildung von Pflegekräften grundlegend verändert. „Angesichts des Pflegenotstands mit einer prognostizierten Lücke von bis zu 500.000 Fachkräften bis 2030 sowie einer Fluktuationsrate von rund 40 Prozent in den ersten zehn Berufsjahren sind Veränderungen und neue Bildungskonzepte dringend notwendig“, weiß Adrian Thiessen, Geschäftsführer der Relias Learning GmbH Deutschland, und zeigt auf, wie sich das Lernen in den kommenden Jahren verändern sollte, um die Effektivität des Pflegeberufs zu erhalten.
Immersives Lernen: digital und analog
Die Zukunft der Pflegeschulung basiert auf digitalen Infrastrukturen, die traditionelle und moderne Lernformen miteinander verbinden. „Während theoretische Inhalte wie Hygienestandards effektiv online vermittelt werden können, bleiben praktische Fertigkeiten, etwa bei der Mobilisation, ein Hands-on-Thema“, erklärt Adrian Thiessen.
Smarte Technologien wie Virtual und Augmented Reality ermöglichen es außerdem, komplexe Notfallszenarien realitätsnah zu trainieren – von der schnellen Reaktion auf einen anaphylaktischen Schock bis zur Versorgung komplizierter Wunden in einer simulierten Umgebung.
Personalisiertes Lernen: auf die Bedürfnisse zugeschnitten
Der digitale Fortschritt ermöglicht außerdem, die individuelle Weiterbildung nahtlos in den Arbeitsalltag zu integrieren. Pflegekräfte könnten kompakte Lernimpulse über ein Tablet erhalten, wenn sie sich dem Patientenbett nähern – beispielsweise eine kurze Auffrischung zur Handhabung eines speziellen Portsystems. Gibt es neue Standards zur Wunddokumentation, könnten Pflegekräfte per Pushnachricht darüber informiert werden – die benötigte Zeit wird dabei automatisch in der Schichtplanung berücksichtigt. Wer den interaktiven Kurs lieber morgens auf dem Arbeitsweg als Podcast absolviert, bekommt die Fahrzeit gutgeschrieben. Microlearnings und Gamification-Elemente wie Team-Challenges fördern dabei nicht nur den Lernerfolg, sondern motivieren gleichzeitig zum Lernen.
Vernetzte Systeme: automatische Anpassung von Schulungen
Langfristig wird sich ein komplett vernetztes System etablieren, in dem sämtliche Abläufe innerhalb einer Einrichtung – von der Medikamentenversorgung bis hin zur Qualitätskontrolle – in Echtzeit miteinander kommunizieren. „Erkennt das System beispielsweise Unregelmäßigkeiten in der Medikation, können automatisch gezielte Schulungsmaßnahmen zur Medikamentensicherheit für das betroffene Team ausgespielt werden. Auch neue Studien könnte das System analysieren und Schulungsinhalte und Pflegestandards in Echtzeit entsprechend der Ergebnisse anpassen“, berichtet Adrian Thiessen. Dabei garantieren moderne Sicherheitsarchitekturen, etwa durch biometrische Authentifizierung und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, den Schutz sensibler Daten.
Strukturen verändern und Neues wagen
Die technologischen Grundlagen für diese Zukunft sind bereits vorhanden. Entscheidend wird jedoch sein, überholte Strukturen aufzubrechen, regulatorische Hürden zu überwinden und gezielt in digitale Plattformlösungen zu investieren. Nur so kann der Pflegeberuf langfristig attraktiver gestaltet und die Qualität der Versorgung nachhaltig gesichert werden. „Die Pflegeweiterbildung von morgen ist digital, flexibel und global vernetzt – und eröffnet so ganz neue Perspektiven für Pflegekräfte und Entscheidungsträger im Gesundheits- und Sozialwesen“, erklärt Adrian Thiessen.