Digitalisierung in der Pflege: So gelingt der Einstieg in die Telematikinfrastruktur in der Pflege (TI)

Inhaltsverzeichnis

Die Digitalisierung in der Pflege schreitet voran – und mit ihr auch die Anforderungen an Pflegeeinrichtungen. Ein zentrales Element ist dabei die Telematikinfrastruktur (TI). Ab dem 1. Juli 2025 sind ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen gesetzlich verpflichtet, sich an die TI anzubinden. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff, welche Vorteile bringt die Telematikinfrastruktur und wie gelingt der Einstieg? Dieser Beitrag gibt einen kompakten Überblick.

 

Was ist die Telematikinfrastruktur in der Pflege (TI)?

Die Telematikinfrastruktur ist ein geschütztes digitales Netzwerk, das Gesundheitsdaten sicher zwischen allen Akteuren im Gesundheitswesen übertragen kann. Dazu zählen z. B. Ärzt*innen, Apotheken, Krankenhäuser – und ab Juli 2025 auch Pflegeeinrichtungen. Mit dem Anschluss an die TI können Pflegefachpersonen auf zentrale Anwendungen wie die elektronische Patientenakte (ePA), das E-Rezept oder den KIM-Dienst (Kommunikation im Medizinwesen) zugreifen. Ziel ist es, den Informationsfluss zu verbessern, Dokumentationen zu vereinfachen und die Versorgung sicherer zu gestalten.

 

Gesetzliche Grundlage: Die Verpflichtung ergibt sich aus § 341 Abs. 8 bzw. § 360 Abs. 8 SGB V. Alle Pflegeeinrichtungen – ambulant und stationär – müssen angebunden sein.
 
 

So kann der Arbeitsalltag mit TI aussehen

Ein typisches Beispiel aus der ambulanten Pflege zeigt, wie die TI den Alltag verändert:

Sie starten als Pflegefachperson in der ambulanten Pflege Ihre Tour und erhalten per TI-Messenger die Info, dass der erste Einsatz entfällt. Jetzt können Sie direkt zum nächsten Klienten fahren.

Vor Ort sehen Sie in der Pflegesoftware die geplanten Leistungen und rufen nach Freigabe durch den Klienten seine elektronische Patientenakte (ePA) auf.

Nach dem Einsatz dokumentieren Sie die verabreichte Medikation – und können bei Bedarf direkt über die Software ein E-Rezept anfragen, falls ein Medikament nachbestellt werden muss.

Die Pflegedienstleitung leitet diese Rezeptanfrage über KIM an die Arztpraxis weiter, wo das eRezept digital signiert wird.

Die Apotheke erhält das eRezept und stellt die Medikamente bereit zur Abholung oder liefert es direkt.

 

Vorteil: Die Telematikinfrastruktur reduziert Telefonate, Faxe und Mehrfachdokumentationen. Sie spart Zeit und verbessert gleichzeitig die Versorgungssicherheit, weil die Gefahr für Übertragungsfehler bei der Dokumentation verringert wird.

 

Beispiele für Anwendungen in der TI

Die Telematikinfrastruktur bietet ein Netzwerk, um die Akteure im Gesundheitswesen miteinander zu verbinden. Um aber darin arbeiten zu können, benötigen Sie auch Zugriff auf entsprechende Anwendungen. Einige Beispiele dafür sind:

  1. KIM (Kommunikation im Medizinwesen):ein sicherer E-Mail-Dienst zum Austausch medizinischer Informationen, etwa Arztbriefe oder Vitaldaten.
  2. E-Rezept: ermöglicht die digitale Verordnung von Medikamenten. Der gesamte Prozess – vom Antrag bis zur Einlösung – läuft elektronisch.
  3. ePA (elektronische Patientenakte): eine versichertengeführte Akte mit allen wichtigen Gesundheitsdokumenten wie Laborbefunden, Medikationsplänen oder Arztbriefen – nach Genehmigung durch die betroffene Person verfügbar für behandelnde Ärzt*innen und Pflegefachpersonen.
  4. TI-Messenger: ein Nachrichtendienst für schnelle, datenschutzkonforme Kommunikation innerhalb von Einzel- oder Gruppenchats. Die Nutzung ist freiwillig.

 

Zugang zur TI: Diese Komponenten sind erforderlich

Damit Pflegeeinrichtungen TI-Anwendungen nutzen können, benötigen Sie die folgenden Komponenten:

  • eHBA: Elektronischer Heilberufsausweis
    • Funktion: Authentifiziert Pflegefachpersonen digital
    • Mindestens eine Pflegefachperson pro Einrichtung muss über einen eHBA verfügen, um eine SMC-B beantragen zu können.

 

  • SMC-B: Die Institutionskarte
    • Funktion: Authentifiziert die Einrichtung in der TI

 

  • Konnektor & TI-Gateway
    • Konnektor: Stellt aktuell die Verbindung zur TI her (lokal oder über TI as a Service)
    • Zukunft: Das TI-Gateway mit Highspeed-Konnektor (HSK) ersetzt perspektivisch den Konnektor und erfordert keine lokale Hardware

 

  • eHealth-Kartenterminal (eHKT)
    • Funktion: Kartenlesegerät für SMC-B, eHBA und elektronische Gesundheitskarten (eGK)

 

Schritt-für-Schritt zur TI-Anbindung

  1. Kontaktaufnahme mit dem Primärsoftwarehersteller: Klären Sie, ob Ihre Pflegedokumentationssoftware TI-fähig ist und welche Komponenten benötigt werden.
  1. eHBA beantragen: Voraussetzung für die Beantragung der SMC-B.
  1. SMC-B beantragen: Nach Erhalt des eHBA erfolgt die Beantragung der Institutionskarte.
  1. Technische Anbindung terminieren: Planen Sie den Anschluss gemeinsam mit Ihrem Softwareanbieter.

 

Tipp: Benennen Sie frühzeitig eine verantwortliche Person für das TI-Projekt und orientieren Sie sich an Musterplänen wie denen vom GKV-Spitzenverband. Auf den Seiten des GKV-Spitzenverbands, der gematik und der verschiedenen Landeskompetenzzentren finden Sie viel hilfreiche Informationen zum konkreten Vorgehen.

 

Gibt es Fördermöglichkeiten, um die Kosten für die TI-Anbindung zu reduzieren?

Die Anbindung an die Telematikinfrastruktur ist natürlich auch mit Kosten für zum Beispiel die einzelnen Komponenten und die Software verbunden. Allerdings gibt es viele Möglichkeiten, um sich die TI-Anbindung fördern zu lassen oder auch günstige Kredite in Anspruch zu nehmen. Auf den Internetseiten des GKV-Spitzenverbands können Sie aktuelle Informationen über diese Fördermöglichkeiten erfahren. Pauschale Angaben zu Ihren individuellen Fördermöglichkeiten können wir an der Stelle nicht machen, da es auf Ihre individuelle Situation ankommt, welche Förderung für Sie in Betracht kommen. Allein der Standort im spezifischen Bundesland kann zu unterschiedlichen Möglichkeiten führen.

 

Ist es bereits zu spät, um sich an die Telematikinfrastruktur anbinden zu lassen?

Nein, auch, wenn Sie zum 01. Juli 2025 noch nicht angebunden sind, drohen bislang keine unimittelbaren rechtlichen Sanktionen (Stand: Juni 2025). Die Pflege-Einrichtungen sollen mitmachen und deshalb gibt es die gesetzliche Verpflichtung zur Anbindung. Sie sollten jedoch spätestens jetzt erste Schritte in Richtung TI gehen, falls Sie das noch nicht gemacht haben.

 

Herausforderungen erkennen und als Chance begreifen

Viele Einrichtungen stellen sich die Frage: Wie soll das neben dem ohnehin hohen Arbeitsdruck funktionieren? Hier hilft eine realistische Perspektive:

Die Telematikinfrastruktur ist keine zusätzliche Bürokratie, sondern ein Werkzeug zur Entlastung.

Wer sich jetzt vorbereitet, kann Förderungen, Beratungsangebote und Modellprojekte nutzen.

Je früher Teams geschult werden, desto reibungsloser verläuft der Einstieg.

Motivierend gedacht: Die Pflege wird Teil eines vernetzten Gesundheitswesens und erhält endlich digitale Mittel, die in anderen Sektoren längst etabliert sind.

 

Warum Schulungen jetzt entscheidend sind

Der Anschluss an die TI ist nicht nur eine technische Aufgabe – er betrifft alle Mitarbeitenden in der Pflege. Nur wer weiß, wie KIM, ePA oder das E-Rezept funktionieren, kann diese Anwendungen im Alltag sicher nutzen. Schulungen stellen sicher, dass Ängste abgebaut und digitale Kompetenzen aufgebaut werden.

Der E-Learning-Kurs „Telematikinfrastruktur in der Pflege“ von Relias bietet eine praxisnahe, kompakte und verständliche Einführung:

  • Verständlich erklärt: Was ist die TI und welche Anwendungen sind relevant?
  • Interaktiv gestaltet: Anhand alltagsnaher Fallbeispiele aktiv lernen
  • Handlungsorientiert: Klare Checklisten zur TI-Anbindung
  • Motivierend: Ohne Fachjargon, mit konkretem Nutzen für die Pflegepraxis

 

Außerdem bieten wir ab dem 01. Juli eine neue Folge von „Sag mal…? – Der Relias-Podcast“ an, in der Sie sich ein Fachgespräch mit einem Experten zum Thema Telematikinfrastruktur in der Pflege anhören können.

 

Fazit: Jetzt handeln und die digitale Zukunft mitgestalten

Die gesetzliche Pflicht zur TI-Anbindung ist beschlossene Sache. Wer sich frühzeitig vorbereitet, profitiert nicht nur von mehr Effizienz, sondern gestaltet aktiv den digitalen Wandel in der Pflege mit. Nutzen Sie die Gelegenheit, um Ihr Team fit für die TI zu machen – mit dem passenden Schulungskurs und klarer Strategie.

 

Quellenverzeichnis

Gematik (2025a): Ti-Anbindung – Ihr weg in die Telematikinfrastruktur, Webseite der gematik [online, zuletzt abgerufen: 05.06.2025].

Gematik (2025b): Pflege – Gut informiert, besser versorgt, Webseite der gematik [online, zuletzt abgerufen: 05.06.2025].

GKV-Spitzenverband (2025): Fördermöglichkeiten für Digitalisierung in der Langzeitpflege, Webseite des GKV-Spitzenverbands [online, zuletzt abgerufen: 10.06.2025].

Das Landeskompetenzzentrum Pflege-Digital Bayern (2025): Webseite Pflege-Digital des Landeskompetenzzentrums Bayern [online, zuletzt abgerufen: 10.06.2025].

war als examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger über 7 Jahre in der stationären Pflege an der Berliner Charité beschäftigt. Dort arbeitete er im Fachbereich Hämatologie und Onkologie und war spezialisiert auf die Versorgung von chronischen Wunden und die praktische Anleitung von Auszubildenden und Praktikanten. Zusätzlich hat Herr Rath 3 Jahre lang Gesundheitswissenschaften an der Charité studiert und den akademischen Grad Bachelor of Science erworben. Gelegentlich war er Lehrbeauftragter für das Thema Wundversorgung im Studiengang Bachelor of Nursing der Evangelischen Hochschule Berlin. Derzeit ist er Curriculum Designer bei Relias.
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