Strukturmodell und SIS® : Die vier Elemente erklärt

Inhaltsverzeichnis

Pflegedokumentation muss nicht bürokratischer Ballast sein – das Strukturmodell mit der SIS® zeigt, wie praxisnahe Pflege gelingt. Im Zentrum steht nicht die Formulierung, sondern der Mensch. Damit Pflegeprozesse entlastend, wirksam und nachvollziehbar gestaltet werden können, braucht es ein Umdenken – weg vom Dokumentieren um des Dokumentierens willen, hin zu einem strukturgebenden Instrument für Qualität und Menschlichkeit.

 

Vom System zur Haltung: Was das Strukturmodell leistet

Das Strukturmodell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation basiert auf vier Phasen / Elementen:

Strukturmodell nach SIS®, Quelle: Relias E-Learning-Kurs „Strukturmodell und SIS® in der Pflegepraxis“

 

Diese vier Elemente greifen ineinander. Nur als Gesamtmodell ermöglichen sie eine wirkungsvolle Pflegeplanung, die ressourcenschonend und gleichzeitig fachlich fundiert ist.

Ein häufiges Missverständnis: Oft wird allein von der SIS® gesprochen, wenn eigentlich das gesamte Strukturmodell gemeint ist. Dabei ist die SIS® lediglich der Einstieg – eine strukturierte Gesprächsführung, keine Formularabfrage.

 

Pflege beginnt mit dem Gespräch, nicht mit dem Stift

Im Zentrum der SIS® steht das persönliche Gespräch mit dem pflegebedürftigen Menschen – nicht das Ausfüllen eines Formulars. Es geht darum zu erfahren, wie der Mensch gelebt hat, was ihm wichtig ist, welche Gewohnheiten ihn prägen, welche Fähigkeiten erhalten geblieben sind und welche Unterstützung nötig ist.

Diese strukturierte Informationssammlung wird in Themenfelder gegliedert – etwa Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Selbstversorgung oder soziale Beziehungen. Fachliche Einschätzung, Bewohneraussagen und Verständigungsprozesse werden miteinander verknüpft. So entsteht ein vollständiges Bild, das Grundlage für alle weiteren Schritte ist.

 

Der Maßnahmenplan: Gebrauchsanweisung statt Textwüste

Der Maßnahmenplan wird oft unterschätzt – dabei ist er das Herzstück im Alltag. Er enthält klare, chronologische Angaben darüber, was wann von wem zu tun ist. Diese Ablaufplanung sollte sich konsequent an der Lebensrealität und den Gewohnheiten der pflegebedürftigen Person orientieren.

Neu ist auch die Zuweisung zu Qualifikationsniveaus (QN 1 bis QN 5) – ein zentraler Bestandteil der Personalbemessung. Damit wird deutlich, welche Aufgaben welchem Fachpersonal zugewiesen sind. Unterstützt wird dies durch optionale Angaben zu Verfahren, Standards und Hilfsmitteln.

 

Das Berichteblatt: Beobachtungen sichtbar machen

Statt jeder kleinsten Tätigkeit wird dokumentiert, was fachlich relevant ist: Abweichungen vom Maßnahmenplan, Veränderungen des Zustands, Reaktionen auf Maßnahmen oder wichtige Beobachtungen – z. B. wenn der Name nicht mehr erkannt wird oder das Gangbild sich verändert.

Auch therapeutische Beobachtungen oder Informationen aus dem sozialen Umfeld gehören hierhin – das Berichteblatt ist kein Speicherplatz für Beliebiges, sondern ein dynamisches Element im Pflegeprozess.

 

Evaluation: Kontinuierlicher Abgleich statt Pflichtübung

Evaluation findet nicht nur bei Pflegevisiten oder in festgelegten Intervallen statt. Sie ist ein kontinuierlicher, fachlicher Abgleich zwischen geplantem und tatsächlichem Pflegeverlauf. Jede Beobachtung, jeder Kontakt kann Anstoß zur Anpassung sein – mal im Maßnahmenplan, mal bei einer kompletten Neueinstufung über die SIS®, etwa nach einem Krankenhausaufenthalt.

Die Evaluation entscheidet darüber, ob bestehende Maßnahmen wirksam sind – und gibt Pflegefachpersonen gleichzeitig die Möglichkeit, ihre Expertise einzubringen.

 

Entbürokratisierung: Wunsch oder Wirklichkeit?

Das Ziel des Strukturmodells ist klar: Dokumentation muss sich auf das Wesentliche konzentrieren – auf das, was für die Pflegequalität entscheidend ist. In vielen Einrichtungen zeigt sich bereits: Statt zwanzigseitiger Pflegeplanung reichen heute fokussierte, individualisierte Angaben, die besser lesbar und praxisrelevanter sind.

Das gelingt nur, wenn Fachlichkeit und Haltung zusammenkommen. Denn kein Dokumentationssystem funktioniert von allein – es lebt von den Menschen, die es anwenden.

 

Fazit: Struktur schafft Freiheit

Das Strukturmodell und die SIS® entlasten nicht nur die Pflege, sondern stärken die Qualität. Sie fördern einen Perspektivwechsel: Pflege beginnt mit Zuhören, nicht mit Schreiben. Und sie macht sichtbar, was wirklich zählt – der Mensch mit seiner Lebensgeschichte, seinen Wünschen und seinem Alltag.

Wenn Pflegedokumentation zur Unterstützung statt zur Belastung wird, ist das nicht nur ein Erfolg für Pflegekräfte – sondern vor allem für die Menschen, die auf gute Pflege angewiesen sind.

Relias bietet zu diesem Thema umfassende Unterstützung – von E-Learning-Kursen (z.B. “Strukturmodell und SIS ® in der Pflegepraxis“ (Vorschau hier ansehen) bis hin zu praxisorientierten Formaten wie „Pro on the go“.

Besonders für kleinere Einrichtungen steht mit „Relias Care“ eine Plattform zur Verfügung, die auch einen kostenlosen Testzugang ermöglicht.

 

Tipp: Wer tiefer einsteigen möchte, kann sich die aufgezeichneten Webinare zum Thema “Strukturmodell und SIS®: Wie aus Theorie Praxis wird” und “Personalbemessung in der stationären Pflege” von Margarete Stöcker ansehen.
 

Quellennachweise

Beikirch, Elisabeth, et all (2017): Dokumentieren mit dem Strukturmodell, Vincentz-Verlag

Hindrichs, Sabine & Rommel, Ulrich (2022), Strukturmodell to go, Vincentz Verlag

Stöcker, Margarete (2020): Pflege mit dem Strukturmodell für dummies, Wiley-Verlag

Stöcker, Margarete (2022): Pflege bei psychiatrischen Krankheitsbildern, Schlütersche Verlag

ist Diplom-Pflegewirtin und Expertin für Strukturmodell und SIS® mit Abschlüssen in Gesundheits- und Sozialmanagement (M.A.) sowie Prävention und Gesundheitspsychologie (M.Sc.).
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