Schon vor Beginn der aktuellen Corona-Situation war das Gesundheitswesen nicht mit einem �berangebot an Fachkr�ften gesegnet. Aktuell sorgen nun mehrere Faktoren f�r eine Versch�rfung der Situation: Mitarbeiter*innen mit Erk�ltungssymptomen (oder gar nachgewiesenem COVID-19) bleiben zu Hause, solche aus Risikogruppen oftmals ebenso. Und die verbleibenden Fachkr�fte leiden unter Stress und �berlastung � nicht nur verursacht durch Personalmangel, sondern auch durch versch�rfte Anforderungen in der Hygiene und verunsicherte Patient*innen, Bewohner*innen und Angeh�rige.
Auch, wenn die COVID-bedingte �berf�llung von Normal- und Intensivstationen bisher ausgeblieben ist, arbeiten doch viele Medizin- und Pflegeeinrichtungen nach mehreren Monaten der Pandemie weiterhin am Limit. Gleichzeitig befinden sich in anderen Branchen weiterhin Menschen in Kurzarbeit. Junge Menschen wollen helfen und dabei praktische Erfahrungen sammeln. Ehemalige Besch�ftigte im Gesundheitswesen �berlegen, wie sie ihre Kenntnisse sinnvoll einbringen k�nnen.
Hilfsbereitschaft muss in geordnete Bahnen gelenkt werden
Schon zu Beginn der Coronakrise wurden viele Einrichtungen des Gesundheitswesens von Anfragen und Angeboten hilfsbereiter Menschen �berw�ltigt. Das Problem: wie lassen sich Angebot und Nachfrage mit vertretbarem Arbeitsaufwand zueinander bringen?
Nicht jeder wohlmeinende Freiwillige kann an jedem Einsatzort eine echte Hilfe sein. Andere sind bez�glich ihrer Einsatzzeiten stark eingeschr�nkt. Vorhandene Fach- und F�hrungskr�fte waren (und sind!) bereits so eingespannt, dass sie sich kaum um die Koordinierung von Freiwilligen und neuen Mitarbeiter*innen k�mmern k�nnen. Und nicht zuletzt m�chte in Zeiten des Social Distancing kaum eine Einrichtung viele neue Gesichter zu herk�mmlichen Bewerbungsgespr�chen bitten.
Hier versuchen neue digitale Plattformen Abhilfe zu schaffen. Ihr Ziel: effizient und mit minimalem Infektionsrisiko Menschen mit und ohne fachliche Ausbildung an Einrichtungen zu vermitteln, die unter Fachkr�ftemangel leiden.
Digitale Plattformen vermitteln Fachkr�fte und hilfsbereite Laien
Die Apps match4healthcare, Voluntero, ClinicBuddy und Pflegesterne setzen an unterschiedlichen Stellen des Prozesses an: Von der Identifizierung geeigneter Freiwilliger oder Bewerber*innen bis hin zur schnellen und �bersichtlichen Einarbeitung.
Gemeinsam ist allen dreien, dass sie urspr�nglichen im Rahmen des #WirVsVirus-Hackathons der Bundesregierung entstanden sind. Hierbei handelte es sich um eine virtuell stattfindende Veranstaltung an einem Wochenende im M�rz, bei der im Schnellverfahren Ideen und Konzepte zur Bek�mpfung der Coronakrise entwickelt wurden.
Vielversprechende Projekte aus diesem Hackathon werden mittlerweile im sogenannten Umsetzungsprogramm weiter gef�rdert, � so auch die oben genannten Plattformen.
Aus studentischer Hand: match4healthcare
Aus einer Initiative von Medizinstudierenden ist die Plattform match4healthcare hervorgegangen. Auch diese ist kostenlos zu nutzen und vermittelt eine diverse Palette an Helferinnen und Helfern mit und ohne Vorkenntnisse an ein breites Spektrum von Einrichtungen, von Krankenhaus und Pflegeheim �ber Gesundheits�mter bis hin zu Laboren und Apotheken. Eine �bersichtskarte zeigt, wie viele (anonymisierte) Freiwillige in einer bestimmten Region zur Verf�gung stehen.
Die Freiwilligen k�nnen neben zahlreichen anderen Details zu Ausbildung und T�tigkeit auch angeben, ob f�r sie eine unbezahlte T�tigkeit in Frage kommt. Zudem besteht die M�glichkeit, die Einrichtung um das Stellen einer Unterkunft zu bitten.
Im Gesundheitswesen und dar�ber hinaus: Voluntero und connected health
�hnlich divers sind die Zielgruppen von Voluntero � auch hier kommen neben ausgebildeten Fachkr�ften auch fachfremde Freiwillige zum Zug. Voluntero ist dabei Teil einer Suite aus mehreren Plattformen einer Initiative namens connected health, die aus dem #WirVsVirus-Hackathon hervorgegangen ist.
Zu den weiteren Plattformen von connected health z�hlen karmakurier, eine App f�r Nachbarschaftshilfe, sowie we.help und HelpOnSpot, die Freiwillige nicht nur an Einrichtungen im Gesundheitswesen, sondern auch an Vereine und gemeinn�tzige Organisationen vermittelt.
Pflegesterne und #pflegereserve
Einen weitaus deutlicheren Fokus auf die Medizin- und Pflegeberufe hat die Plattform Pflegesterne, ans�ssig in Bochum. Vermittelt werden Menschen mit abgeschlossener Ausbildung im Gesundheitsbereich � Pflegekr�fte und Pflegehilfskr�fte sowie MFAs, MTAs, LTAs, RTAs und Therapeut*innen � an Krankenh�user und ambulante und station�re Pflegeeinrichtungen.
Interessierte Pflegekr�fte k�nnen neben ihrer Ausbildung auch angeben, f�r welche T�tigkeiten sie sich interessieren und f�r welchen zeitlichen Umfang der T�tigkeit sie zur Verf�gung stehen. F�r sie und auch f�r die suchenden Einrichtungen ist die Nutzung der Plattform zurzeit (Stand: Juli 2020) kostenfrei.
Die vertragliche Ausgestaltung der Zusammenarbeit � als Minijob oder sozialversicherungspflichtige Anstellung � bleibt eine Sache zwischen Einrichtung und Fachkraft.
Au�erhalb des Hackathons entstanden ist die Plattform #pflegereserve, die den Pflegesternen recht �hnlich ist und sich ebenfalls ausdr�cklich nur an ausgebildete Pflegefachpersonen wendet � konkret an Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, Altenpfleger*innen, Kinderkrankenpfleger*innen, Kranken- und Altenpflegehelfer*innen sowie Hauswirtschafts- und Betreuungskr�fte. Unbezahlte Eins�tze sind auch hier nicht vorgesehen, die Details vereinbart die Fachkraft mit der Einrichtung selbst.
Nach der Vermittlung: Onboarding und E-Learning
Wie geht es nach der erfolgreichen Vermittlung weiter? Der erste Einsatz ist f�r neue Pflegekr�fte, auch au�erhalb der Pandemie, oft von Unklarheit und �berforderung gepr�gt. Hier setzt ClinicBuddy an: Die App bietet ein sogenanntes Onboarding f�r neue Fachkr�fte an, also eine strukturierte Einf�hrung und Einarbeitung. �berforderung soll vermieden und die Patientensicherheit verbessert werden. Auch ein Mentoring neuer Mitarbeiter*innen sowie ein � auf Wunsch anonymisierter � Feedbackkanal sind Teil der Plattform.
Auch nach der ersten Einarbeitung bleibt die Fortbildung der Mitarbeiter*innen ein wichtiger Baustein der Personalstrategie. Wie ClinicBuddy und andere erkannt haben, kommt dabei in Pandemiezeiten dem E-Learning eine noch wichtigere Rolle als bisher zu: Wo Pr�senzveranstaltungen unn�tige Risiken mit sich bringen, sorgen Online-Kurse f�r sichere und flexible Alternativen.
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