Fördermittel für Digitalisierung und Fortbildung: So profitieren Arztpraxen und MVZs 

Inhaltsverzeichnis

Warum Fördermittel für Praxen und MVZs jetzt besonders wichtig sind 

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen nimmt Fahrt auf. Elektronische Patientenakten, Telemedizin und automatisierte Prozesse verändern den Praxisalltag. Damit steigen auch die Anforderungen an Ihr Team – nicht nur im Umgang mit neuer Technik, sondern in allen Bereichen der täglichen Arbeit. Datenschutz, Patientensicherheit, Praxisorganisation und laufende Fortbildungen sind wichtiger denn je. 

Aber: Software, IT-Sicherheit, digitale Infrastruktur und Schulungen für Mitarbeitende sind oft teuer. Viele Arztpraxen und Medizinische Versorgungszentren (MVZs) stehen vor der Frage: Wie können wir das günstig finanzieren? 

Hier kommen staatliche Förderprogramme ins Spiel. Es gibt Zuschüsse und Kredite, die Sie für die Digitalisierung Ihrer Praxis und die Personalfortbildung nutzen können. Bund, Länder und Kassenärztliche Vereinigungen bieten zahlreiche Fördermöglichkeiten. 

In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Programme es gibt, welche Maßnahmen förderfähig sind und wie Sie Fördermittel beantragen.

 

Beispiele für Förderungen durch den Bund 

MVZs mit stationärer Anbindung können Fördermittel für digitale Infrastruktur auf der Grundlage des

Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) erhalten. Dazu gehören moderne IT-Systeme, digitale Patientenakten, Telemedizin, elektronische Dokumentation von Pflege- und Behandlungsleistungen sowie Maßnahmen zur IT-Sicherheit. 

Außerdem können Investitionen in digitale Ausstattung, Software und IT-Sicherheit steuerlich geltend gemacht werden. Es gibt verschiedene Abschreibungsmöglichkeiten, darunter die Sofortabschreibung für digitale Wirtschaftsgüter und Sonderabschreibungen, die speziell für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vorgesehen sind.

 

Beispiele für Förderungen der Bundesländer 

Bayern fördert im Rahmen der Gesundheits- und Pflegedigitalisierungsrichtlinie (BayDiGuP) Innovationen im Bereich E-Health und E-Care sowie den Ausbau der Telematikinfrastruktur. 

Nordrhein-Westfalen bietet das Programm „MID-Gutschein“, das die digitale Transformation und Maßnahmen zur Verbesserung der IT-Sicherheit von Arztpraxen fördert. Bis zu 15.000 Euro können dafür beantragt werden. 

Baden-Württemberg fördert im Rahmen der „Strategie Digitalisierung in Medizin und Pflege BW“ Digitalisierungsprojekte im Gesundheitswesen, zum Beispiel die Teleintensivmedizin und die Einführung der E-Rezepte. Das Land hat bereits über 20 Millionen Euro in mehr als 50 Projekte investiert. 

In allen Bundesländern gibt es spezielle Programme. Prüfen Sie, welche für Sie infrage kommen.

Förderungen durch Kassenärztliche Vereinigungen 

Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) bieten keine direkten finanziellen Beihilfen an. Aber sie unterstützen Arztpraxen und MVZs bei der Digitalisierung durch Beratung und politische Arbeit. Hier sind einige Beispiele: 

  • Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen bietet eine IT-Beratung an, die Praxen bei der digitalen Infrastruktur und der Telematikinfrastruktur unterstützt. 
  • Alle KVen fordern eine Digitalisierung, die einen echten Mehrwert für Praxen und Patienten bietet. Sie betonen die Notwendigkeit einer nutzerfreundlichen und funktionstüchtigen Technik sowie einer vollständigen und kostendeckenden Refinanzierung der notwendigen Hard- und Software. 
  • Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) informiert über die Möglichkeiten und Herausforderungen der Digitalisierung und bietet Plattformen für den Austausch von Erfahrungen und Best Practices. 

 

Welche Maßnahmen werden gefördert? 

Beispielsweise sind folgende Maßnahmen förderfähig: 

  • Elektronische Patientenakte (ePA): Die ePA wird 2025 für alle gesetzlich Krankenversicherten ausgerollt. Die Einführung und der Betrieb der ePA können im Rahmen von Förderungen für die Telematikinfrastruktur gefördert werden. 
  • IT-Sicherheit: Es gibt den Aktionsplan zur Stärkung der Cybersicherheit im Gesundheitswesen, der auch finanzielle Unterstützung für kleine und mittlere Gesundheitseinrichtungen durch sogenannte Cybersicherheits-Gutscheine vorsieht. 
  • Telemedizin: Der Bundesmantelvertrag-Ärzte (BMV-Ä) regelt Vergütungen für digitale Gesundheitsanwendungen und telemedizinische Konsultationen. 

 

Fördermittel für Fortbildungen: So bleibt Ihr Team auf dem neuesten Stand

Welche Förderprogramme gibt es? 

  • ESF-Förderung (Europäischer Sozialfonds): Der ESF übernimmt bis zu 100 Prozent der Kosten für verschiedene Schulungen, einschließlich Digitalkompetenz- und Compliance-Schulungen. 
  • Qualifizierungschancengesetz: Dieses Gesetz fördert die berufliche Weiterbildung von Beschäftigten, einschließlich MFA, und unterstützt insbesondere Schulungen in digitaler Praxisverwaltung, Abrechnungssystemen und Patientensicherheit. 
  • Initiative „Zukunftsstarter“: Diese Initiative richtet sich an junge Erwachsene ohne Berufsabschluss und fördert deren berufliche Qualifizierung, einschließlich Weiterbildungen für MFA. 

 

So sichern Sie sich Fördermittel 

Das richtige Programm finden 

Gehen Sie systematisch vor, um die beste Unterstützung für Ihre Praxis oder Ihr MVZ zu finden. 

Beginnen Sie mit einer Recherche im Internet und auf den Webseiten der Landesregierungen und Förderbanken. Dort finden Sie aktuelle Informationen über regionale Förderprogramme und deren Voraussetzungen. 

Zusätzlich kann eine Beratung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen wertvolle Hinweise liefern. 

Nutzen Sie außerdem spezialisierte Fördermittel-Datenbanken, um gezielt nach passenden Programmen zu suchen. Diese Plattformen, zum Beispiel die Förderdatenbank des Bundes, bieten eine Übersicht über aktuelle Fördermöglichkeiten, sortiert nach Branche und Anwendungsbereich. 

Den Antrag in vier Schritten stellen 

  1. Definieren Sie Ihre geplanten Maßnahmen: Welche Investitionen oder Schulungen sind notwendig? 
  2. Prüfen Sie Antragsfristen und Förderbedingungen: Welche Anforderungen müssen Sie erfüllen? 
  3. Bereiten Sie die Antragsunterlagen sorgfältig vor: Eine klare Projektbeschreibung und Kostenaufstellung sind essenziell. 
  4. Überlegen Sie, ob eine Kombination mit anderen Finanzierungsquellen möglich ist, z. B. steuerliche Erleichterungen oder vergünstigte Kredite. 

 

So nutzen Sie bundesweit das KfW-Förderprogramm für Digitalisierung 

Ein besonders praxisnahes und bundesweit verfügbares Förderangebot kommt von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Die KfW vergibt dabei zinsgünstige Kredite an kleine und mittlere Unternehmen, wozu auch Arztpraxen und MVZs zählen. Damit können Sie zum Beispiel neue Praxissoftware, IT-Sicherheitslösungen, Online-Terminbuchungssysteme oder die Einführung der ePA finanzieren. 

So läuft der Antrag ab: 

  1. Projekt planen: Beschreiben Sie, was Sie umsetzen möchten, mit welchem Budget und Zeitrahmen. 
  2. Mit der Hausbank sprechen: Die KfW arbeitet nicht direkt mit Antragstellenden – der Antrag läuft über Ihre Hausbank. 
  3. Antrag stellen: Ihre Hausbank prüft Ihr Vorhaben und reicht es bei der KfW ein. 
  4. Nach Bewilligung starten: Sobald der Kredit bewilligt ist, können Sie Ihr Digitalisierungsvorhaben umsetzen. 

 

Je nach Größe und Alter Ihrer Praxis oder Ihres MVZ kommen verschiedene Kreditprogramme der KfW infrage: 

  • ERP-Gründerkredit – StartGeld für kleinere Praxen, die vor weniger als fünf Jahren gegründet wurden. Sie erhalten bis zu 125.000 Euro. Es sind keine Eigenmittel erforderlich. Die Laufzeit geht bis zu 10 Jahre. Alles zum Antrag erfahren Sie hier. 
  • ERP-Kapital für Gründung für mittlere Praxen und MVZs, die vor maximal drei Jahren gegründet wurden. Sie erhalten bis zu 500.000 Euro. 10 bis 15 Prozent Eigenkapital sind nötig. Die Laufzeit geht bis zu 15 Jahre. Alles zum Antrag erfahren Sie hier. 
  • ERP-Förderkredit KMU für größere, etablierte Praxen und MVZs. Sie erhalten bis zu 25 Millionen Euro. Die Laufzeit geht bis zu 20 Jahren. Voraussetzung ist, dass Sie bereits mindestens drei Jahre am Markt sind. Alles zum Antrag finden Sie hier. 

 

Diese Programme ermöglichen es MVZs und Arztpraxen, Digitalisierungsvorhaben solide zu finanzieren – unabhängig von regionalen Fördermitteln. 

 

Quellen 

Arzt & Wirtschaft: MFA-Fortbildungen: Nutzen Sie staatliche Förderungen 

Arzt & Wirtschaft: Weiterbildung MFA: PKV Institut mit Übersicht der staatlichen Förderungen 

Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention: Förderung von digitalen und innovativen Gesundheits- und Pflegeprojekten 

Bundesministerium für Gesundheit: Digitalisierung im Gesundheitswesen 

Bundesministerium für Gesundheit: Krankenhauszukunftsgesetz für die Digitalisierung von Krankenhäusern 

Bundesministerium für Gesundheit: Förderleitfaden des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) zur Förderung von Maßnahmen zur Steigerung und Weiterentwicklung des digitalen Reifegrades des öffentlichen Gesundheitsdienstes in Deutschland 

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Ihr Weg zum passenden Förderprogramm 

Deutsche Krankenhausgesellschaft: Der Krankenhauszukunftsfonds (KHZF) 

Ecovis: Förderung für die Digitalisierung von Arztpraxen in NRW 

Europäischer Sozialfonds für Deutschland: Übersicht der ESF Plus-Förderprogramme 

Europäische Kommission: Fördermittel im Gesundheitsbereich 

Kassenärztliche Bundesvereinigung: Bundesmantelvertrag Ärzte 

Kassenärztliche Bundesvereinigung: Die elektronische Patientenakte ab 2025 

Kassenärztliche Bundesvereinigung: Digitale Praxis 

Kassenärztliche Bundesvereinigung: Informationen zu Förderprogrammen 

Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg: Digitalisierung braucht Mehrwert 

Kassenärztliche Vereinigung Sachsen: Die IT-Beratung der KV Sachsen – Anlaufstelle für Fragen zur Digitalisierung Ihrer Praxis 

Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration: Chancen der Digitalisierung für Medizin und Pflege nutzen 

Steuerberaterscout: Investitionen in Digitalisierung: Steuerliche Förderungen und Abschreibungsmöglichkeiten 

war mehrere Jahre als Krankenpfleger in der ambulanten Pflege tätig. Er erwarb den akademischen Grad Magister Artium in Germanistik an der Freien Universität Berlin. Nach seinem Studium arbeitete er als Texter, Lektor und Redakteur in der Unternehmenskommunikation großer Sozial- und Gesundheitsunternehmen – zum Beispiel der Johannesstift Diakonie und der Berliner Stephanus-Stiftung. Bevor er als Fachautor 2022 ins Relias-Team kam, schrieb er freiberuflich für die Patientenedukation in bariatrischen und thoraxchirurgischen Kliniken, in Adipositaszentren sowie für eine psychoonkologische Gesundheits-App.
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